Wellnesshotel Tschiffnon 4 Sterne S Hotel | Wettbewerb: 3. Preis
- Neubau
- Auftraggeber: Mitterrutzner Klaus
- Ort: Felthurns Italien
- Jahr: 2021
Wettbewerb gemeinsam mit Landschaftsarchitektin Sabine Deflorian
Architektonisches Konzept
Der primäre Entwurfsgedanke beruht darauf, eine Hotelanlage zu schaffen, die sich so sanft als möglich in diese atemberaubende Landschaft integriert.
Die zentrale Idee des Landschaftsteppichs der sich über die Gebäude stülpt liegt der Auseinandersetzung mit dem Ort zugrunde.
Der landschaftliche Mehrwert des „sich demütig Zurücknehmens“ kompensiert den größeren Flächenverbrauch bei Weitem, vor allem auch durch die Verwendung des extensiv begrünten Daches. Vom Kastanienweg aus gesehen wirkt die neue gebaute Landschaft eher als Hügellandschaft und nicht als hervorstechende Architektur.
Durch die Einbindung der einzelnen Ebenen in das bestehende natürliche Gelände wird der Aushub so gering wie möglich gehalten, die abgetragene Erde kann auf der Baustelle zwischengelagert und dann vor Ort wiederverwendet und aufgefüllt werden.
Inspiriert durch die Frucht der Kastanie, dessen Bäume ein stark prägendes Landschaftsbild darstellen, sind auch die eingeschossigen Chalets in den Hang integriert und öffnen sich großzügig nach Südosten zum Weltnaturerbe der Dolomiten.
Die geschwungene Form des Daches ermöglicht einen nahtlosen Übergang zwischen gebauter und natürlicher Landschaft.
Ein wesentliches Merkmal der Chalets und Ferienwohnungen ist die halbgeschossige Versetzung derselben. Dadurch wird einerseits Privatsphäre der Gäste auf den vorgelagerten Terrassen garantiert, andererseits bleibt die Aussicht auf die Bergwelt und den gesamten Talkessel frei.
Die Eingeschossigkeit bietet den großen Mehrwert, dass die einzelnen Gebäude von den umliegenden Dörfern und von der Straße aus kaum wahrgenommen werden.
Die derzeitig vorgesehen 8 Chalets bilden das Herzstück der Unterkunft, da sie in ihrer Formgebung einmalig sind und sowohl Offenheit und Weite als auch Geborgenheit suggerieren. Innen- und Außenraum verschmelzen harmonisch miteinander. Die abgerundete Form bietet dem Gast einen embryonalen Schutz und lässt seinen Blick doch großzügig in die Weite schweifen.
Wie präsentiert sich die Anlage von der Ferne?
Im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Ort war es wichtig, wie sich die gesamte Anlage von der Ferne präsentiert. Aufgrund des gesetzten Ziels „des sich Zurücknehmens“ wurden diverse Standorte von der Ferne auf die Anlage überprüft. Von Feldthurns aus ist die Anlage aufgrund des Entschlusses diese nach Südosten zu öffnen kaum einsehbar. Wichtig war auch keine langen horizontalen Fensterbänder vorzusehen. Durch die halbgeschossige Versetzung bzw. die Unterteilung in mehrere Volumina konnte dies verhindert werden. Auch von den umliegenden Dörfern kann man nie frontal auf die Anlage schauen wodurch die Fensterfront nicht als großer Eingriff in die Landschaft wie bei anderen großen Hotelanlagen in der näheren Umgebung erscheint.
Funktionen, Belichtung, Aussicht
Im Erdgeschoss befinden sich Eingang, Rezeption, Lounge Bar und Speisesaal in einem eigenen den Chalets in der Form gleichgestellten Körper. Auch dem Wellness- und Spabereich wurde ein separater Baukörper im EG zugeordnet.
Die Hauptausrichtung nach Südostenwurde auch gewählt, da dem Frühstück eine ganz zentrale Funktion zukommt und der Sonnenaufgang über den Dolomiten ein für die Gäste zum unvergesslichen Erlebnis wird.
Aufgrund der großzügigen Verglasungen nach Südosten sind die Räume und Chalets lichtdurchflutet. Da sämtliche Räume eingeschossig sind ist in verschiedenen Bereichen auch denkbar Dachschlitze zu integrieren, um auch Sonnenstrahlen von Westen in die Räume zu lenken.
Die Privatwohnung wurde aus funktionellen Gründen in unmittelbarer Nähe aber trotzdem abgetrennt von der Hotelanlage im Südosten vorgesehen. Auf Wunsch der Betreiber wäre es auch möglich, die Wohnung im noch nicht bebauten Bereich im Südwesteck mit Blick nach Südwesten zu errichten und das Areal im Osten für zukünftige Bebauung völlig freizulassen.
11 Ferienwohnungen befinden über Eingangsbereich und Wellnesslandschaft weiter in Richtung Hang versetzt, um die Gebäudeflucht möglichst tief erscheinen zu lassen und auch die angrenzende Straße akustisch und optisch soweit als möglich auszublenden.
Ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal stellen die großzügigen 73m² großen Hangsuiten dar. Durch die halbgeschossige Versetzung dieser integrieren sie sich harmonisch in die Landschaft und lassen bieten dem Gast auf den Vorgelagerten ebenerdigen Terrassen doch gleichzeitig Offenheit und Weite in alle Himmelsrichtungen.
Die Vermarktung der Hotelanlage wird sich schon alleine durch die ganz speziellen Zimmer, die im Innenraum an einen geborgenen Kokon erinnern teilweise über die heutigen socialmedias zum Selbstläufer, ohne dass der Betreiber viel dafür tun muss.
Die Kastanie in den Mittelpunkt zu stellen und dieses Konzept auch in der Architektur gestalterisch zu integrieren und dabei vor allem die Landschaft und weniger stark die Architektur zu inszenieren ist erklärtes Ziel.
Wichtiges Kriterium war, dass sämtliche Gäste gleichbehandelt werden und es keine schlechteren oder besseren Zimmer gibt, da dies dem Betreiber unnötige Energie beim Buchen bzw. Umbuchen abverlangt und immer wieder für Unzufriedenheit der Gäste sorgt.
Grünraumkonzept (gemeinsam mit Landschaftsarchitektin Sabine Deflorian)
Der Freiraum ist wie die Architektur von der umgebenden Landschaft inspiriert und spiegelt die Pflanzen und Strukturen der Umgebung wieder: Eine Wildblumensaat streut Akzente in den grünen Landschaftsteppich, der sich sanft über die Architektur zieht. Einheimische Blumenarten wie Karthäusernelke, Wiesenmargarite oder Akelei sorgen so das ganze Jahr für eine reich blühende Wiese. Die gefurchte Rinde der mächtigen Kastanienbäume und die leuchtende Farbe des Heidekrauts am Gehölzrand des Waldes werden in geschwungenen Beeten neu interpretiert. Ein niedriger Teppich aus Heidekraut und niederen Stauden, Moos und Gräsern differenziert die einzelnen Freiräume für die Hotelgäste in unterschiedliche Bereiche, wie Liegewiese und Terrasse, und befestigt die Böschung zur Strasse hin. Als grünes Gerüst betonen Kastanienbäume in Kombination mit blühenden, mehrstämmigen Zieräpfeln die Südtiroler Landschaft des Eisacktales und akzentuieren die Bepflanzung der Heidelandschaft. Ein Hain aus Kastanienbäumen blendet das benachbarte Gebäude aus. Die Anbindung an den Keschtnweg erfolgt über einen Spazierweg, der von der Terrasse ausgehend geschwungen den Hang hinauf führt, und über den bestehenden landwirschaftlichen Weg zum Wanderweg leitet.
Wirtschaftlichkeit, Baubarkeit, Materialwahl
Aus wirtschaftlicher Sicht lässt sich das vorgeschlagene Konzept einfach verwirklichen. Das verwendete Hauptmaterial ist WU Beton mit ortstypischem sich zurücknehmendem leicht braungrauem Grundmaterial. (Brixner Granit und Kalkstein und Zuschläge von Bozner Porpyhyr). Die Teile können haben bereits Heiz und Kühlsystem integriert sowie sämtliche Auslässe für die Beleuchtungskörper.
Es wird angedacht die einzelnen gebogene Schalen bereits im naheliegenden Betonwerk der Progress vorfertigen zu lassen. Dies erspart erheblich Zeit und Kosten. Falls die gebogenen Teile in der Produktion den Kostenrahmen sprengen sollten, können sie auch in schrägen oder gar geraden Segmenten erstellt werden. Das Innenleben der Suiten kann durch eine abgehängte interne gebogene Hülle (ev. auch Stoff aus ganz dünner Schafwolle) kostengünstig realisiert werden. Es ist auch denkbar die Fertigteile bereits mit einer eigenen Matrix so herzustellen, dass diese innen auf Sicht einen ganz besonderen Charakter in Sichtbeton erhalten.
Aufgrund der Tatsache, dass ein großer Teil der Kubatur in den Hang integriert wurde, spart sich der Bauherr bereits erhebliche Baukostenabgabe der oberirdischen urbanistischen Kubatur. Als Außendämmung fungiert ein Schotter aus Glasgranulat, der bei geringen Kosten Dämmung und Versickerung gleichzeitig garantiert.
Einen großen Mehrwert der Anlage bieten die Folgekosten, die sowohl aus Sicht der Beheizung als auch aus Sicht der Instandhaltung sehr gering ausfallen werden, da die außenliegenden Fassadenflächen.
Aufgrund der Verteilung der Baukörper im Hang ist eine Wärmepumpe als Heizsystem denkbar, die die vorhandene Erdwärme nutzt und diese dann in brauchbare Wärme umsetzt.